Einzeln gut – gemeinsam noch besser

Auch durch die Einführung neuer Abwehrspielweisen gewinnt im Aufbautraining 1 das Spielen im Verbund – offensiv wie defensiv – an Bedeutung. Um mehr und gezielter miteinander kooperieren zu können, müssen sich die Spieler absprechen: Die Kommunikation im Team wird wichtiges Ausbildungsziel. Dessen ungeachtet bleiben die Erweiterung und Perfektionierung des individuellen technisch-taktischen Repertoires ein nicht zu vernachlässigender Inhalt dieser Entwicklungsstufe.


Individuelles Angriffsspiel

Individuelles Repertoire gegen defensive Verteidigung entwickeln

Im Aufbautraining 1 wird der Verteidigung eine größere Systemvariabilität zugestanden. Die Angreifer sind deshalb gefordert, individuelle Lösungsmöglichkeiten auch gegen defensive Verteidiger zu entwickeln und anzuwenden.

Die konsequente Verbesserung und Erweiterung des individuellen Handlungsrepertoires ist dabei nach wie vor überaus wichtig – auch wenn in dieser Ausbildungsstufe Angriffskooperationen (als Antwort auf kooperatives Abwehrverhalten) an Bedeutung gewinnen.


Individuelles Abwehrspiel

Ein guter Verteidiger in unterschiedlichen Abwehrsystemen werden – Voraussetzung: Zweikampfstärke!

Im Wettspiel agieren die Mannschaften je nach Entwicklungsstand in der 3:2:1-Abwehr oder bereits in defensiveren Abwehrsystemen. Auch in dieser Ausbildungsstufe werden die Positionen noch nicht festgelegt; die Spieler sollen weiterhin positionsvariabel ausgebildet werden.

Die Abwehrspieler benötigen eine ausgeprägte Handlungsschnelligkeit und müssen neben dem technisch-taktischen auch das individuelle Handlungsrepertoire weiter ausbauen.


Kooperatives Angriffsspiel

Antworten finden gegen defensiveres Abwehrverhalten

Immer defensiver agierende Deckungsformationen mit ausgeprägtem kooperativem Verhalten (anstelle einer dominierenden 1-gegen-1-Orientierung) erfordern eine entsprechend angepasste Spielweise der Angreifer; nur so lassen sich weiterhin erfolgversprechende Chancen für Torabschlüsse generieren. Dabei bilden ein gutes 1-gegen-1-Verhalten sowie die solide (und nach wie vor zu optimierende) Beherrschung der übrigen Angriffstechniken die Basis.

Eine stark zur Ballseite verdichtende 3:2:1-Abwehr hat eine Verengung der Räume in Ballnähe zum Ziel. Die Verteidiger werden zudem häufiger als bisher gegen den Ballhalter doppeln. Folge: Für die Angreifer wird es schwieriger, sich individuell durchzusetzen, das Risiko (provozierter) Passfehler steigt. Sie benötigen zunehmend kooperative Antworten.


Kooperatives Abwehrspiel

Kooperationen zwischen allen Positionen

Für diese Ausbildungsstufe sieht die Wettkampfstruktur eine 3:2:1-Abwehr vor – ein System, das von der Grundausrichtung immer noch eine direkte Mann-zu-Mann-Zuordnung verlangt. Allerdings werden zunehmend auch Kooperationen in der Tiefe (gegen Sperrstellungen des Kreisspielers) wichtig.

Die defensivere Ausrichtung der Außen- und Halbverteidiger ermöglicht es, dass die Außenverteidiger LA oder RA bei Übergängen in der Regel nicht begleiten, sondern per Übergeben/Übernehmen mit den Halbverteidigern kooperieren. Zudem kommt die erste Kooperation mit dem Torwart (Schüsse aus dem Rückraum nur unter Bedrängnis) zum Einsatz.


Kollektives Angriffsspiel

Ballorientierte Abwehr erfordert klare Angriffsstruktur

Mit dem Übergang vom Grundlagentraining zum Aufbautraining 1 fällt die verpflichtende Regelvorgabe, offensiv zu verteidigen, weg. Zwar ist die – ballorientierte – 3:2:1-Abwehr das zentrale Abwehrsystem, die Angreifer werden aber insgesamt mit einer größeren Abwehrvielfalt konfrontiert: Neben unterschiedlichen Ausprägungen im 3:2:1-System (oft abhängig von der jeweiligen Trainerphilosophie bzw. den vorhandenen Spielertypen der verteidigenden Mannschaft) sind andere offensive (5:1-Abwehr), aber auch defensive Formationen (6:0) zu erwarten. Allen Deckungsvarianten ist das Ziel gemein, in Ballnähe in situativer Überzahl zu verteidigen bzw. den Verteidigungsraum in Gleichzahlsituationen möglichst klein zu halten.

Für die Angreifer werden die Anforderungen nun komplexer. Sie sind zwingend gefordert, ihr Spiel effektiv zu strukturieren: mit abgestimmten Kooperationen sowie durch gezielte Spielverlagerung und raumentlastende Bewegungen. 


Kollektives Abwehrspiel

Einführen eines ballorientierten Abwehrsystems

Mit dem Übergang vom Grundlagentraining zum Aufbautraining 1 wird die 3:2:1-Abwehr flächendeckend und unabhängig vom Leistungsniveau eingeführt. Damit wird ein ballbezogenes Abwehrsystem praktiziert, das sich vor allem dadurch auszeichnet, dass der Hinten-Mitte-Verteidiger konsequent auf die Ballseite verschiebt, auch dann, wenn der Kreisspieler (KS) – sein direkter Gegenspieler – auf der ballfernen Seite positioniert ist.

Diese Spielweise erzeugt (aus Abwehrsicht) ggf. ein Überzahlverhältnis auf der Ballseite (wenn KS auf der ballfernen Seite bleibt). Sie dient darüber hinaus dem Ziel, die Räume in Ballnähe zu verengen. Die Grundspielweise der Abwehr ist aktiv-offensiv und darauf ausgerichtet, das Timing der Angreifer zu stören.


Positionsspezifisches Angriffsspiel

Positionszuordnung – differenzierte Schwerpunktsetzung im Rahmen des individuellen Trainings

Im Aufbautraining 1 wird die Entwicklung von der Positionsvariabilität hin zur Positionsspezialisierung angestrebt – ein Schritt, der wohlüberlegt sein muss. Einerseits ist eine ausgeprägte Positionsspezialisierung (schon aus Gründen fehlender Trainingszeit) nicht für alle Leistungsniveaus sinnvoll. Andererseits sollte das Thema im leistungssportorientierten Nachwuchshandball mit Feingefühl und Analytik angegangen werden. Entscheidungen von Trainern, Spieler in dieser Ausbildungsstufe festgelegt zu spezialisieren, beeinflussen deren Karriereverläufe immens!


Torwartspiel

Technikalternativen

Die erlernten Grundtechniken werden im Aufbautraining 1 durch alternative Abwehrtechniken ergänzt: Bei dieser Form der Spezialisierung gilt es, der körperlichen Entwicklung (Längenwachstum) Rechnung zu tragen und die Techniken ggf. anzupassen.
Im Aufbautraining 1 sind die Torwarte im Zuge des Tempospiels stärker als bisher in die Spieleröffnung eingebunden. Dazu gehört die schnelle Entscheidung, ob sie den Ball per Kurz- oder Langpass ins Spiel bringen.


Tempospielangriff/-abwehr

Aufgaben im Tempospiel sinnvoll verteilen

In dieser Ausbildungsstufe wird eine Aufgabenverteilung für Tempospielphasen eingeführt: Bei Ballgewinn wird von zwei benachbarten Abwehrspielern in der Regel einer die 1. Welle und der andere die 2. Welle besetzen. Dies gewährleistet eine Torraumsicherung bei Abprallern – die Grundlage für den folgenden Tempogegenstoß – und die Besetzung des Tempospielangriffs in Breite und Tiefe.


Motorik/Athletik

Stärken stärken und Schwächen konsequent reduzieren

Das athletisch-motorische Anforderungsprofil für Handballer ist, vor allem angesichts der Besonderheiten der verschiedenen Positionsgruppen (Abwehr und Angriff), überaus komplex. Aufbauend auf den zuvor erarbeiteten Grundlagen treten ab dem Aufbautraining 1 zwei Ziele in den Vordergrund:

  • Individuelle leistungslimitierende Schwächen (Entwicklungsreserven) gezielt reduzieren.
  • Individuelle Potenziale, die – prognostisch – im Hochleistungsalter eine besondere Qualität des Spielers ausmachen, systematisch ausbauen. 

Leistungsdiagnostische Begleitung

Voraussetzungen schaffen

Ziel der Leistungsdiagnostik in dieser Entwicklungsstufe ist es, athletische Defizite aufzudecken und frühzeitig abzubauen, um eine körperliche Basis für die handballspezifische Leistungsentwicklung zu schaffen (Präventivdiagnostik). Um vergleichbare Daten generieren zu können, sollten zu verschiedenen Testzeitpunkten jeweils die gleichen Tests bei gleichen Bedingungen durchgeführt werden. Im Laufe eines Trainingsjahres bieten sich folgende Zeitpunkte für eine Leistungsdiagnostik an:

  • zu Beginn der Saisonvorbereitung
  • zum Ende der Saisonvorbereitung
  • nach der Hinrunde
  • nach Saisonende

Leistungssportausrichtung

Schwerpunkt: „Der systematische Leistungsaufbau“

Anknüpfend an der individuellen Schulung im Grundlagentraining erfolgt im Aufbautraining 1 ein systematischer Leistungsaufbau. Die Festigung leistungssportlicher Elemente im Leben der Nachwuchssportler wird durch eine Systematisierung bei der Bearbeitung von Entwicklungsfeldern im technisch-taktischen, athletischen und persönlichen Bereich der Sportler gesichert.


Spielerpersönlichkeiten entwickeln

Identitätsfindung

Jugendliche sind in dieser Entwicklungsstufe vermehrt mit ihrer Identitätssuche befasst, wodurch es häufig zu einer Neuordnung von Sozialbeziehungen und Interessen kommt. Dies gilt es, bei der weiteren Förderung und Ausbildung der Persönlichkeit und der psychischen Fähigkeiten zu berücksichtigen. Vor allem Spielerinnen benötigen in dieser Lebensphase teilweise längere Zeit für die Verarbeitung von Misserfolgen oder Drucksituationen.