Spielweisen und Trainingsinhalte über das Abwehrverhalten steuern

Die Inhalte der einzelnen Ausbildungsstufen orientieren sich im Wesentlichen am jeweiligen Spielverhalten im Raum, das wiederum durch die im Wettspiel vorgegebene Abwehrspielweise für die entsprechenden Altersklassen initiiert wird. Die in der Grafik aufgelisteten Abwehrspielweisen (für die altersgerechten Wettspielen) sind nach folgenden methodischen Gesichtspunkten strukturiert:

  • Spielraum: vom Spiel in großen Räumen auf dem ganzen Feld über das Spiel in kleineren, engeren Räumen in Tornähe hin zum variablen, situations- und gegnerangepassten Spiel in allen Räumen
  • Spielweise: von mannorientierten, offensiven Spielweisen (= 1-gegen-1-Konstellation Angreifer gegen Verteidiger) über das kooperative Spiel in raumorientierten Spielweisen hin zu gegnerabhängigen, variablen Spielweisen
  • Abwehrspiel: von der Manndeckung auf dem ganzen Feld über zunächst einfache mannorientierte offensive Abwehrformationen hin zum variablen Verteidigen in ballorientiert agierenden Abwehrformationen

Die Inhalte der bereits absolvierten Ausbildungsstufen werden bei Erreichen der nächsten Stufe nicht einfach ausgeblendet. Ziel ist es vielmehr, eine möglichst komplette Spielfähigkeit zu entwickeln. Das Beherrschen offensiver und defensiver Spielweisen – häufig als Mischform aus einer Abwehrgrundformation praktiziert – ist eine klare Anforderung im modernen Spitzenhandball.

Das Abwehrspiel steuert in jeder Ausbildungsstufe aber auch das Angriffsverhalten, woraus sich ebenfalls klare Schulungsschwerpunkte ergeben:

  • In der Manndeckung wird der Kampf um den Ball, das Spiel 1 gegen 1, das Freilaufen ohne und mit Ball in großen Räumen akzentuiert.
  • In der mannbezogenen 1:5-Abwehr ergibt sich grundsätzlich eine Gegenspieler-Zuordnung, die das Spiel 1 gegen 1 in Tornähe forciert.
  • In der 3:2:1-Abwehr werden konsequent ballbezogene Spielweisen (Helfen, Sichern, Übergeben/Übernehmen usw.) gefördert. Dagegen muss im Angriff vor allem kooperativ gespielt werden (z. B. Zusammenspiel Rückraum-Kreis, Rückraum-Außen).
  • Gegen eine 6:0-Abwehr gewinnt das gezielte Weiterspielen nach unterschiedlichen Auslösehandlungen (z. B. Kreuzbewegungen) an Bedeutung.

Abwehrspielweisen und Anforderungen


Fähigkeiten in altersgerechten Wettspielen systematisch entwicklen

Handball ist ein Spiel mit sehr komplexen Wahrnehmungsanforderungen, die unter Zeitdruck realisiert werden müssen. Je mehr Informationen die Spieler – z. B. bezüglich verschiedener Bewegungen von Mit- und Gegenspielern – verarbeiten müssen, umso mehr Zeit benötigen sie für ihre Entscheidungen und umso größer wird die Wahrscheinlichkeit, dabei Fehler zu begehen.

In Wettspielen für Spielanfänger sind die Wahrnehmungsanforderungen daher herabgesetzt. So wird im Kinderhandball (z. B. im Spiel „4+1“, „Zweimal 3 gegen 3“ oder dem „Aufsetzerball“) die Zahl von Mit- und Gegenspielern reduziert. Aufgrund der Vorgabe, in Manndeckung zu agieren, können Spielanfänger sich zunächst ausschließlich auf das Wahrnehmen des direkten Gegenspielers und des Balls beschränken.

Mit fortschreitender Ausbildungsstufe werden die Wahrnehmungsanforderungen systematisch erhöht. Sie müssen zunehmend unter hohem Zeit- und Gegnerdruck bei gleichzeitig höheren Präzisionsanforderungen (z. B. Kreisanspiele in sehr engen Räumen hinter die Abwehr!) realisiert werden. Dabei wird deutlich, dass parallel dazu taktisches Grundwissen vermittelt werden muss, damit Nachwuchsspieler Knotenpunkte und Schwachstellen bestimmter Spielweisen des Gegners erkennen und beurteilen können (z. B. Videoszenen analysieren).


Anforderungen in den Wettspielen