Techniken erwerben und variieren

Im Rahmen der Basisschulung ist bereits ein erstes Technikrepertoire vermittelt worden. Dies darf jedoch nicht dazu führen, dass der Technikschulung im Grundlagentraining weniger Bedeutung beigemessen wird. Im Gegenteil: In dieser Ausbildungsstufe sollen die bereits erworbenen handballspezifischen Grundtechniken gefestigt und optimiert sowie weitere eingeführt werden.

Im Grundlagentraining gilt es, das Schlagwurf- und das 1-gegen-1-Repertoire zu erweitern und zu optimieren.

Der Erwerb von Grundtechnik-Variationen und die jeweils situationsgerechte Anwendung unterstützen die individualtaktische Entwicklung der Nachwuchsspieler. Neben dem klassischen Spielverständnis (Raumkonstellation bzw. Verhältnis von Mit- und Gegenspielern in einem Aktionsraum) sollen die Spieler lernen, bei der Bewertung einer Spielsituation auch die eigenen technischen und athletischen Voraussetzungen mit einzubeziehen.


Herausbildung einer Spielphasenstruktur: Tempospiel und Positionsangriff

Es erfolgt eine zunehmende Ausprägung der Spielphasen „Tempospiel“ und „Positionsangriff“. Dabei ist im Rahmen der individuellen Technikschulung eine entsprechende Differenzierung zu berücksichtigen. Die Inhalte zum Tempospiel sind im entsprechenden Baustein aufgeführt.


Individuelle Anforderungen im Positionsangriff – Spieler mit Ball

Ballannahme und -verarbeitung

Dem Komplex Ballannahme und -verarbeitung in der Vorwärtsbewegung kommt beim Positionsangriff in technischer und individualtaktischer Hinsicht besondere Bedeutung zu.


Nicht auf den Verteidiger zubewegen, sondern außen oder innen an ihm vorbei.

Freie Räume anlaufen

Freie Räume anlaufen (auf die Nahtstellen stoßen), um Torwürfe oder Durchbruchaktionen vorzubereiten.


Ballhandling

z. B. beid-/einhändiges Fangen von Pässen aus allen Richtungen


Nach der Ballannahme sofort die AIM-Position einnehmen – Voraussetzung (auch) für einen schnellen Schlagwurf!

Alles-ist-möglich-Position

Schnelles Einnehmen der AIM-Position (Alles-ist-möglich-Position) unmittelbar nach der Ballannahme ermöglicht schnelle Folgehandlungen.


Freie Räume schaffen

Freie Räume schaffen, um gewinnbringende Pässe spielen zu können – ggf. mit Tempowechsel (Temporeduzierung) und Seitwärts-Prellmove agieren.


Präzise Pässe auf den Rückraumpositionen sind gerade im Positionsangriff gegen offensive Abwehrformationen elementar.

Passqualität in die Breite

Pässe im Rückraum


Der genaue Pass „in die Hand“ ermöglicht dem Kreisspieler die einhändige Ballannahme.

Passqualität in die Tiefe

Pässe Rückraum – Kreis bzw. Rückraum – Außen


Schließt der Rückraumspieler per Sprungwurf von der 9-Meter-Linie ab, muss er eine entsprechende Wurfhärte realisieren können.

Wurfhärte als Voraussetzung für Distanzwürfe

 

 


Wurfvariationen

  • Schlagwurf hoch, tief und aus dem Lauf
  • Sprungwurf weit bzw. hoch

Körpertäuschungen mit Folgehandlungen

Täuschungen zur Wurfarm- bzw. Wurfarmgegenseite


Aus der „No-Look“-Passtäuschung zum Kreis leitet RM mit einem Durchbruch zur Wurfarmgegenseite ein Kreuzen mit RR ein.

Pass- und Wurftäuschungen mit Folgehandlungen

Passtäuschungen in Breite und Tiefe


Individuelle Anforderungen im Positionsangriff – Spieler ohne Ball

Die Spieler sollen lernen, ihr Verhalten vor der Ballannahme der jeweiligen Spielsituation (Abwehrverhalten) anzupassen – insbesondere mit Blick auf den Ballhalter.

 

 


RL nimmt den Rückpass von RM in einer raumentlastenden Bewegung nach außen an.

Spielverständnis entwickeln

Die Spieler sollen sich raumentlastend bewegen oder anspielbar machen (Distanz zum Ballhalter verkürzen).


Aufgrund der offensiven Abwehrspielweise müssen sich (um ein Anspiel zu ermöglichen) zuerst RM und dann RR vom jeweiligen Gegenspieler lösen.

Vom direkten Verteidiger lösen

 

 


RM greift die Lücke in der offensiven Abwehr im richtigen Moment an.

Anlaufrichtung und -timing situationsgerecht variieren

 

 



Handlungsschnelligkeit

Im Zuge einer umfassenden individuellen (technisch-taktischen) Ausbildung muss der Angreifer in der Lage sein, unter Zeitdruck Raum, Mitspieler und Gegenspieler wahrzunehmen, um handlungsschnell und vor allem effektiv agieren zu können.

Das heißt explizit: Der Angreifer muss sowohl individualtaktische bzw. technische als auch (klein-)gruppentaktische Entscheidungen (für die entsprechende Techniken „nur“ das Werkzeug bzw. die Zubringerleistung darstellen) unter Zeitdruck treffen. Dies unterstreicht die Bedeutung des Trainierens unter „Druckbedingungen“ (z. B. Komplexitäts-, Variabilitäts-, Organisations-, Zeitdruck). Diese haben beim Koordinationstraining eine methodische Funktion (Erschwernis), während sie beim Technikanwendungstraining spielspezifische schnelle Anpassungs- und Entscheidungsleistungen der Spieler forcieren – wichtige Grundlage für jeden erfolgreichen Handballer!

Beobachtungspunkte des Angreifers

  • Welcher Raum kann/muss bespielt werden?
  • Was macht mein Gegenspieler?
  • Was macht mein Mitspieler?
  • Welcher Pass ist situationsbedingt effektiv? Welche Passtechnik? Welche Passausführung?
  • Wie reagiert der Gegenspieler auf die Angriffstäuschung? Reagiert er überhaupt?